Von Lust zu Leid: Erster dokumentierter Fall von Post-Orgasmic-Illness-Syndrom (POIS) in Libyen

Post-Orgasmic-Illness-Syndrom

Ein seltener Fall aus Libyen

Ein neuer Fallbericht aus Libyen dokumentiert erstmals das Post-Orgasmic-Illness-Syndrome (POIS) in Verbindung mit gastritisähnlichen Beschwerden. Die Studie wurde 2025 von Ashraf M. Rajab und Kollegen im Fachjournal MAR Gastroenterology veröffentlicht.

Der Patient, ein 50-jähriger Mann, litt seit rund zehn Jahren nach jeder Ejakulation unter einem Symptomenkomplex aus Müdigkeit, Muskelschmerzen, Kopfschmerzen, Konzentrationsstörungen und epigastrischen Schmerzen. Die Beschwerden begannen innerhalb einer Stunde und hielten bis zu einer Woche an – mit massiver Einschränkung seiner Lebensqualität.

Von der Fehldiagnose zur richtigen Spur

Zunächst deuteten die Ärzte die Symptome als Gastritis. Erst nach genauer Anamnese wurde die klare Verbindung zu sexueller Aktivität erkannt. Alle Laborwerte, Hormontests und Samenanalysen waren unauffällig. Damit bestätigte sich die Diagnose Post-Orgasmic Illness Syndrome (POIS) – ein seltenes Syndrom, das 2002 erstmals wissenschaftlich beschrieben wurde.

Therapieansätze: Cetirizin und Silodosin bringen Teilerfolg

Die Behandlung zeigte:

  • Cetirizin (10 mg) linderte die Magenbeschwerden deutlich.
  • Silodosin (8 mg), ein Alpha-Blocker, brachte in Kombination mit Cetirizin eine teilweise Verbesserung.
  • Diclofenac (75 mg, 2× täglich) blieb wirkungslos.

Weitere diskutierte Optionen wie Nifedipin, Glukokortikoide oder PDE-Hemmer wurden nicht eingesetzt. Auch sexuelle Abstinenz und Ejakulationsverzögerung erwiesen sich als hilfreich.

Psychologische Komponente: Schuldgefühle seit der Jugend

Besonders bemerkenswert: Der Patient berichtete von Schuldgefühlen im Zusammenhang mit Masturbation, die seine Beschwerden verstärken könnten. Eine kognitive Verhaltenstherapie (CBT) wurde empfohlen, war in Libyen jedoch nicht verfügbar.

Bedeutung für Forschung und Patienten

Der Bericht zeigt, dass POIS oft unerkannt bleibt, besonders in konservativen Gesellschaften, wo Sexualität ein Tabuthema ist. Er unterstreicht die Notwendigkeit weiterer Forschung sowie die Entwicklung besserer Therapien. Gleichzeitig gibt er Hoffnung: Erste Ansätze wie Antihistaminika und Alpha-Blocker, ergänzt durch psychologische Unterstützung, können Patienten helfen.

Quelle:
Rajab, A.M. & Younus, M.S. (2025). From Pleasure to Pain: A Case Report of Post-Orgasmic Illness Syndrome Mimicking Gastritis. MAR Gastroenterology, 4(2).

Direkter Link zur Studie (ResearchGate PDF)

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