Erste große POIS-Studie geht in die entscheidende Phase

Die größte bislang durchgeführte wissenschaftliche Untersuchung zum Post-Orgasmic-Illness-Syndrom (POIS) tritt in ihre zentrale Phase ein. Nachdem in der ersten Phasen ausschließlich gesunde Männer (d.h. ohne POIS-Symptome) untersucht wurden, beginnt nun die Rekrutierung der Betroffenengruppe – ein entscheidender Schritt für die Aufklärung der Krankheitsmechanismen.

Hintergrund

Wie in einem früheren Artikel berichtet, wird die Studie von den US-Forscherinnen Tierney Lorenz (University of Nebraska–Lincoln) und Nicole Prause (University of California, Los Angeles) geleitet. Die Studie verfolgt das Ziel, die zugrunde liegenden biologischen Mechanismen von POIS zu identifizieren. Dafür werden im Labor systematisch Daten aus Immunologie (z. B. Zytokine), Endokrinologie, dem autonomen Nervensystem sowie EEG-Messungen vor und nach dem Orgasmus erhoben.

Das Forschungsprojekt wird von der National Organization for Rare Disorders (NORD), der Fulton Family Foundation sowie einer von der Community organisierten Crowdfunding-Kampagne finanziert, die über POIScenter.com mehr als 31.000 US-Dollar eingebracht hat. Insgesamt sollen rund hundert Männer untersucht werden, davon fünfzig gesunde Männer und fünfzig POIS-Betroffene.

Start der Rekrutierung von POIS-Betroffenen

In der ersten Studienetappe wurden ausschließlich Männer ohne POIS untersucht. Diese Kontrollmessungen bilden die notwendige Grundlage, um biologische und symptomatische Unterschiede zu POIS-Betroffenen später klar identifizieren zu können.

Mit der nun beginnenden Rekrutierung startet der zentrale Teil Studie: die Datenerhebung bei Männern mit Post-Orgasmic-Illness-Syndrom. Über einen Online-Fragebogen auf der Plattform Qualtrics werden interessierte Betroffene im ersten Schritt erfasst und grundlegende Symptomdaten erhoben. Auf dieser Grundlage werden im zweiten Schritt passende Teilnehmer zur Laboruntersuchung eingeladen, die an der University of California in den USA stattfinden wird. Für die Teilnahme gibt es eine Aufwandsentschädigung in Höhe von 150 US-Dollar. Reisekosten und Unterbringung werden nicht übernommen, was die Teilnahme von Nicht-US-Bürgern leider erschwert.

Postorgasmic-Illness-Syndrome-Study-Recruitment



Forschungsdesign der Hauptphase

Das Forschungsdesign der zweiten Studienetappe ist darauf ausgelegt, sowohl subjektive Symptomdaten als auch objektive biologische Marker präzise zu erfassen. Ziel ist es, ein möglichst vollständiges Bild der Mechanismen des Post-Orgasmic-Illness-Syndroms zu gewinnen und klare Unterschiede zwischen Betroffenen und Nicht-Betroffenen herauszuarbeiten. Die Hauptphase folgt dabei einem strukturierten, mehrstufigen Ablauf:

  1. Screening per Online-Fragebogen: Anhand des Online-Fragebogens werden detaillierte Angaben zu Symptomen, Schweregrad, zeitlichen Mustern und typischen Auslösern des Post-Orgasmic-Illness-Syndroms erhoben. Zusätzlich erfasst der Fragebogen Informationen zu Begleiterkrankungen, Medikamenten, Lebensstilfaktoren sowie zum individuellen Verlauf nach dem Orgasmus. Diese Datensammlung ermöglicht eine präzise Charakterisierung der Betroffenengruppe und dient als Grundlage für die Auswahl der Probanden für die weiteren Analyseschritte.

  2. Vergleich mit Kontrollgruppe: Die neu erhobenen Daten der POIS-Betroffenen werden systematisch den bereits abgeschlossenen Messungen der Kontrollgruppe gegenübergestellt. Dies ermöglicht die Identifikation von Unterschieden in Symptombelastung, gesundheitlichen Parametern und möglichen Risikoprofilen. Die Kontrollgruppe liefert dadurch eine objektive Basis, um spezifische POIS-Merkmale klar von „normalen“ körperlichen Reaktionen abzugrenzen.

  3. Biologische Messungen: Für die nächste Studienetappe sind umfangreiche laborgestützte Untersuchungen geplant. Dazu zählen die Analyse von Immun- und Entzündungsmarkern, hormonellen Parametern sowie Messungen der Aktivität des autonomen Nervensystems und EEG-Daten. Diese Messungen erfolgen vor und nach dem Orgasmus, um Veränderungen im Körper zeitnah zu erfassen und mögliche pathophysiologische Muster aufzudecken.

  4. Mehrstufiges Studiendesign: Die aktuell startende Rekrutierungsphase ist die Voraussetzung für alle weiteren Schritte. Erst mit einer ausreichend großen und gut charakterisierten Gruppe von POIS-Betroffenen können die geplanten Laboruntersuchungen sinnvoll durchgeführt und statistisch valide ausgewertet werden. Das mehrstufige Design stellt sicher, dass jede Phase logisch auf den Ergebnissen der vorherigen aufbaut.


Wichtiger Schritt für die POIS-Forschung, große Hoffnung bei Betroffenen

In der neuen Untersuchungsphase werden erstmals konkrete pathophysiologische Mechanismen bei POIS-Betroffenen erforscht. Dieser Meilenstein könnte langfristig zu einer wissenschaftlich fundierten Diagnostik und potenziellen Therapieansätzen führen. Darüber hinaus schafft die parallele Erhebung von subjektiven Symptomen und objektiven Biomarkern eine Datentiefe, die in der POIS-Forschung bislang fehlte.

Durch die direkte Gegenüberstellung von POIS- und Kontrollgruppe besteht die Hoffnung, dass sich erstmals Muster erkennen lassen, die auf spezifische Fehlregulationen im Immunsystem, Nervensystem oder Hormonhaushalt hinweisen könnten. Die Ergebnisse haben zudem das Potenzial, das Syndrom stärker im medizinischen Bewusstsein zu verankern und die Grundlage für künftige, noch gezieltere Studien zu legen.

Hier geht es direkt zum Online-Fragebogen

Hier geht es zum früheren Artikel: Neue Hoffnung für Betroffene – Erste große POIS-Studie in den USA gestartet

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